
Vom tapfern Sparer, der auszog, sich vor der Altersarmut zu retten – Ein Lehrstück in sieben Paragraphen
§1 – Vom Mühen des gemeinen Mannes
Es war einmal ein braver Mann – von ehrlichem Antlitz, geradem Rücken und schwieliger Hand –, der tagtäglich den Göttern der Lohnarbeit zu huldigen pflegte. Frühmorgens um sechse kroch er aus dem Strohsack, um sich dem Werke zu widmen, das ihn ernährte, jedoch nicht bereicherte.
Er arbeitete in Schichten – morgens, abends, gar nachts – und dies an allen Tagen, auch jenen, die der Kalender in roter Tinte auszeichnete.
Und dennoch, o Ironie der Neuzeit: Der Staat, statt ihm Dank zu zollen, betrachtete ihn mit Argwohn. Denn, wie man raunte in den Hallen der Macht: „Wer spart, der hat! Und wer hat, der soll geben!“
§2 – Von der großen Kasse, die nimmer leer wird
So trug es sich zu, dass der wackere Mann, eingedenk des nahenden Greisenalters, beschloss, einen Teil seines sauer verdienten Goldes in Aktien zu investieren – jenen wundersamen Papieren, die da Frucht tragen sollten in Form von Dividenden.
Doch wehe! Kaum ward ihm ein Taler ausgezahlt, erschien die lange Hand des Fiskus mit dem Spruche:
„Ein jeder Heller, den du empfängst, sei des Staates Heller – zur Hälfte, wenn’s beliebt.“
Und der Mann erschrak, denn die Abgeltungssteuer ward erhöht, die Finanztransaktionssteuer ward angedacht, und gar von einer Pauschale für das bloße Halten von Vermögen munkelte man in den Schänken der Hauptstadt.
§3 – Vom Ruhestand, der keiner ist
Und so fragte sich der Mann, beim Betrachten seines kargen Depots:
„Wie lange noch soll ich schuften, eh mir ein trocknes Brot im Alter sicher sei?“
Denn siehe: Politiker, welche vier Jahre auf den gepolsterten Sesseln zu Berlin verweilten, erhielten mehr Pension als der brave Mann nach vierzig Jahren Dienst am Volke.
„Wahrlich!“, rief er aus, „die Rente ist sicher – doch nicht für mich, sondern für jene, die sie beschließen!“
§4 – Vom Volk der Nicker und Nicker:innen
Doch was tat das Volk?
Es jubelte! Es klatschte Beifall, wenn neue Steuern erlassen wurden. Es frohlockte, wenn Investoren gescholten wurden.
„Denn Reiche sollen zahlen!“, so schrien sie, auch wenn der Reichtum bei 5 Taler Sparrate im Monat begann.
Und der Mann sprach:
„Sind denn alle hier verrückt geworden? Bin ich der Einzige, dem Regeln noch etwas bedeuten?“
(Er hatte diesen Ausspruch wohl bei einem dicken Herrn mit gelber Brille im Film „The Big Lebowski“ vernommen.)
§5 – Von der digitalen Münze und dem allsehenden Auge
Da ward bekanntgemacht: Bald schon werde eine neue Münze eingeführt, die da heiße „Digitaler Euro“ – und mit ihr komme die große Transparenz, welche auch jede noch so kleine Überweisung beleuchte.
„Heureka!“, rief der Staat, „nun sehen wir, wenn der Bürger dem Sohn fünf Taler schenkt oder sich heimlich ein Bierle gönnt! Das alles lässt sich besteuern!“
Und der Mann ward blass, denn er ahnte: Der gläserne Bürger war kein Märchen mehr, sondern Realität.
§6 – Von der Weisheit der Alten
Da erinnerte sich der Mann an ein uraltes Sprichwort:
„Wer sich auf die Fürsorge des Staates verlässt, der hat bald nur noch das Vertrauen, aber kein Brot.“
Und so sprach er, mit Blick gen Horizont:
„Ich werde weiter investieren, trotz alledem. Ich werde sparen, auch wenn sie mir den Kupferpfennig aus der Tasche ziehen wollen. Denn ich will nicht betteln im Alter, ich will frei sein – trotz Irrsinn, trotz Bürokratie, trotz Politik.“
§7 – Vom Ende mit Trompetenklang
Und so fuhr er heim in seinem alten, leicht öltriefenden Vehikel. Das Dach offen, die Sonne lachend, Techno schallend.
Der Scooter, sein treuer Gefährte, thronte auf der Rückbank.
Und während das Land sich selbst ins Knie regulierte, dachte er:
„Dies hier ist mein Moment. Diesen nimmt mir keiner. Nicht Habeck, nicht Scholz, nicht der Schatten des Bundesrechnungshofs.“
Und wenn das kein Scherz ist – dann weiß ich auch nicht. Frohen ersten April euch allen.